Was versteht man unter einer Selbstmitgefühlspraxis?

Wenn wir Selbstmitgefühl kultivieren, üben wir uns darin eine wohlwollende, freundliche und mitfühlende Haltung uns selbst gegenüber zu entwickeln.

Einer Studie zufolge wurde festgestellt, dass ¾ der Menschen viel fürsorglicher, verständnisvoller und geduldiger anderen Menschen gegenüber sind, als sich selbst. Sich selbst gegenüber haben viele Menschen die Tendenz selbstverurteilend zu reagieren.

Durch das Kultivieren von Selbstfreundlichkeit möchten wir:

a) fürsorglich und verständnisvoll anstatt kritisch mit uns umgehen

b) uns selbst umsorgen, trösten, beruhigen, bestätigen, unterstützen, beschützen und versorgen

c) uns dafür entscheiden das eigene Leid wie z.B. Stress, Schmerz oder anderes emotionales Unbehagen zu lindern

Durch die Praxis des Selbstmitgefühls fragen wir uns selbst insbesondere in schwierigen Momenten des Lebens: „Was brauche ich in diesem Moment wirklich? Was kann mich jetzt unterstützen?“

Dafür brauchen wir Achtsamkeit: die wahr nimmt was gerade mit uns passiert und was wir gerade fühlen, Selbstfreundlichkeit: die uns darin unterstützt uns selbst gegenüber eine freundliche Haltung zu entwickeln, Selbstmitgefühl und Selbstwertschätzung.

Wenn wir uns selbst wertschätzen entwickeln wir Dankbarkeit für die vielen kleinen Wunder des Lebens, schaffen in uns Raum für Freude und Zufriedenheit und erweitern unseren Blick für die Schönheit die uns umgibt.

Eine weitere Komponente der Selbstmitgefühlspraxis ist das Erleben des „gemeinsamen Menschseins“. Es ist die Bewusstheit, die unsere eigene Erfahrung in einem Moment des Leidens als nichts Unnormales oder Isolierendes erleben lässt, sondern als eine Erfahrung, die wir als Teil unseres menschlichen Lebens betrachten und die auch anderen Menschen widerfährt. Somit fühlen wir uns in diesen Momenten verbunden und nicht allein und gestehen uns zu, dass kein Mensch perfekt ist und sein muss und somit auch nicht wir. Das erleichtert uns auch den Umgang mit Selbstkritik und Perfektionismus.

Selbstmitgefühlspraxis was sagt die Forschung? (Neff & Germer 2013)